So heißt das erste Buch von Karsten Dusse. Ich habe es als Urlaubslektüre im Gepäck und im Strandcafé mit Genuss gelesen. Mein Lesetipp für den Sommer! Ein Krimi über gut 400 Seiten, den man nicht mehr zur Seite legt. Spannend vom ersten bis zum letzten Satz. Der Autor gehört zu der Spezies Juristen, die schreiben können. Ohne literarische Attitüde; in einfacher schneller Sprache, aber niemals flach; brillant im Denken, messerscharf im Kombinieren.
Die süffisante Ironie, die Karsten Dusse ab dem ersten Satz „Ich bin kein gewalttätiger Mensch“ regelmäßig einstreut, macht die Lektüre des im Heyne Verlag 2018 erschienen Werks zum Lesevergnügen. Kopfkino löst der schreibende Anwalt mit einer Kriminalgeschichte aus, bei der sich der Leser andauernd fragt: Gibt`s das eigentlich wirklich? Advokaten mit Prädikatsexamen, die die Mafia stützen? Gutmenschen, die durch Kinderarbeit in der Dritten Welt zu Geld und Ansehen gelangen. Schwerverbrecher mit Pädagogikausbildung? Ja, das gibt`s! Wenn auch in der Realität ohne Showdown und weniger überzeichnet als in „Achtsam morden“. Anwalt Dusse, auch als Autor für verschiedene Fernsehformate unterwegs, brauchte halt eine gute Story für sein Romandebüt. Die ist ihm sicher aus der Feder geflossen. Schön, dass da ein Schreibtalent seiner juristischen Phantasie freien Lauf gelassen hat und uns sieben kurzweilige Lesestunden lang unterhält!
En passant sind die Themen eingestreut, die den durchdigitalisierten modernen Menschen beschäftigen: Handyabhängigkeit, Work-Life-Disbalance, Stress, Multitasking-Chaos, Statusdenken, Kreditkarte statt Gutenachtkuss, Dienstwagen-Isolation statt ÖPNV-Kommunikation. Der emotionale Kitt, der diese Themen zusammenhält, ist das Achtsamkeits-Training, dem sich der Ich-Erzähler Björn Diemel auf Druck seiner Ehefrau unterzieht. Dass der Mafia-Anwalt durch das Coaching selbst zum Mörder wird, bereitet dem Leser ein schaurig-schönes Vergnügen. Und die Welle, auf der Karsten Dusse auch in seinem zweiten Roman erfolgreich reitet, dürfte die wie Pilze aus dem Boden schießenden Achtsamkeits-Gurus diebisch freuen.
Einziges Manko des Buchs: weniger product placement wäre mehr gewesen. Ein Roman von dieser Güte hätte sich auch ohne das ständige Erwähnen von Mc Donald’s, Audi oder Jack Wolfskin refinanziert.