Der Fußballer Hans-Jörg Criens ist tot. Mit nur 59 Jahren jäh aus dem Leben gerissen. Ich stimme meinem ehemaligen WZ-Kollegen Michael Lessenich zu: Er war einer der großen Spieler des zurückliegenden halben Jahrhunderts im Gladbacher Fohlenstall. Der Stürmer ist berühmt geworden durch sein Siegtor zum 5:4 gegen Werner Bremen im Pokal-Halbfinale am 1. Mai 1984 auf dem Bökelberg. Ich war 22, stand auf der Südtribüne und konnte den Kunstschuss aus 100 Meter Entfernung nur erahnen. In den 80er-Jahren habe ich in Bonn studiert und gelebt. So oft es ging, bin ich in meine Heimatstadt Mönchengladbach gekommen. Das hing auch mit Borussia zusammen. In den 70er-Jahren waren wir Gladbacher Jungs verwöhnt durch Zauberfußball von Günter, Jupp, Berti, Rainer, Allan und all den anderen. In den 80ern hingegen musste Borussia kämpfen, den Anschluss an die Spitze nicht zu verlieren. Die Elf brauchte uns, mehr als in den glorreichen 70ern. Criens war in dieser schweren Zeit der Anführer, auf dem Platz und auch außerhalb. So saß ich ihm, mittlerweile Volontär bei der WZ, im Jahr 1991 im Lokal Scherers am Wasserturm gegenüber. Gerd vom Bruch, der damalige Trainer, hatte mich gebeten, nach dem Spiel mitzukommen. Einem intimen Kreis von Journalisten gewährte die Borussia Einblick hinter den Vorhang Bundesliga-Zirkus. Es war eine Ehre für mich, als noch nicht 30-Jähriger dazu zu gehören. Criens plauderte bei einem Pils offen darüber, dass er sich vorstellen könne, den Verein zu verlassen. „Sie werden nicht weggehen“, hörte ich mich sagen und weiß bis heute nicht, was mich dazu getrieben hat. Der Lange horchte auf. „Wieso?“, fragte er mich leicht gereizt. „Sie gehören zu Borussia.“ Criens schaute mich eine Sekunde scharf an. Dann verlor sich sein Blick. Er schien nachzudenken. Und er blieb Borussia treu. Drei weitere Jahre sorgte er mit seinen Toren dafür, dass der Verein nicht abstieg. Den Pokalsieg 1995 erlebte Criens zwar nicht mehr als Borusse. Aber ich wage zu behaupten, dass dieser Pokalsieg mit Effenberg, Pflipsen, Neun & Co. ohne den Vollblutstürmer nicht denkbar gewesen wäre. Danke, Langer!
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