Gespräch mit der Schülerin Madeleine Smeets im Sylter Eiscafé. Die Kempener Schülerin interviewt für ein Projekt „Journalismus“ den Redakteur. Rollentausch also. Die Fragen der 14-Jährigen sind wohlüberlegt: Was macht ein Journalist? Welche Eigenschaften muss er mitbringen? Welche Ressorts gibt es? Was unterscheidet eine Reportage von einer Nachricht? Wie ist ein guter Artikel aufgebaut? Bei einer Frage der Gesamtschülerin muss ich dann doch stutzen: Ist Journalismus eine richtige Arbeit? Erwischt, Klischee! Der Journalist fährt nachts Taxi, sitzt tagsüber im Café (bestenfalls im Sylter), schaut sich die Leute an, fabuliert Nonsens in seinen Block und lässt am Ende mal wieder anschreiben. No, Madeleine, jetzt muss du dir erst mal einen Vortrag des „alten Hasen“ anhören von grundgesetzlich verankerter Meinungsfreiheit, von vierter Gewalt im Staat. So fürchterliche Wörter wie Exekutive, Legislative und Judikative über dich ergehen lassen und dir den ganzen angehäuften Idealismus anhören, den 37 bewegte Jahre im Journalismus aus einem Menschen machen. Am Ende ist zwar der Kakao kalt geworden, aber eine Schülerin (übrigens ohne Handy zum Termin erschienen) geht mit einer Idee nach Hause, wie unsere Demokratie funktioniert. Sie ist mir hoffentlich nicht böse …

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