„Pressefreiheit ist eines der höchsten Güter unserer Demokratie.“ Diesen Satz habe ich einem Kamerareporter des „Verband Deutscher Zeitschriftenverleger“ (VDZ) ins Mikro gesprochen. Der Verlegerverband hat in Berlin zur Publishers‘ Summit eingeladen. Im Berlin Congress Center sind die Vertreter fast aller der 500 angeschlossenen Mitgliedsverlage zusammen gekommen. 600 Teilnehmer – darunter das Medienbüro Küppers Kommunikation – sowie hochkarätige Redner aus Medien, Wirtschaft und Politik haben sich für zwei Tage in der Hauptstadt versammelt. „Deutschland hat die höchste Mediendichte weltweit, was die Zeitschriftenlandschaft betrifft“, sagt der neugewählte VDZ-Präsident Dr. Rudolf Thiemann zur Begrüßung. Der Zeitschriftenverband hat längst erkannt, dass es im Jahr 20 seit dem Siegeszug des Internet das falsche Signal wäre, allein das gedruckte Journal an die erste Stelle zu setzen. Online und Mobile stehen gleichberechtigt neben Print unter dem Titel des Kongresses.

Moderatorin Tatjana Ohm, selbst von Haus aus Journalistin, legt gleich zu Beginn den Finger in die Wunde: Welchen Stellenwert genießt der Journalismus in der heutigen Zeit, wo Fake News und Lügenpresse einen ganzen Berufsstand in Verruf zu bringen drohen? Welchen Bedrohungen und Anfeindungen soll sich der freie Medienmarkt noch aussetzen in einer Ära, in der ein Deniz Yücel seit fast einem Jahr in Haft gehalten wird und Journalisten selbst in Ländern ihr Leben lassen, in denen kein Krieg herrscht? Der VDZ-Präsident, die Moderatorin und alle Gastredner in der Folge sind sich einig: Jetzt erst recht! Jährlich bundesweit mehr als 100 neue Formate von „Barbara“ bis „Shape“ sprechen, so Dr. Thiemann, eine deutliche Sprache. Die Botschaft ist also Optimismus in einer schwierigen Zeit. VDZ-Hauptgeschäftsführer Stephan Scherzer ist wichtig zu betonen, dass Vertrauen in eine unabhängige Presse in erster Linie aus dem gedruckten Wort rührt. Erst die Sozialen Netzwerke haben Falschmeldungen und Hetz- wie Hassparolen Tür und Tor geöffnet. Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU), die sich von den Koalitionsverhandlungen im benachbarten „Jamaika“ eine halbe Stunde Zeit genommen hat für die Verlegermesse am Alexanderplatz, hat demnach keine Probleme, sich auf der Publishers‘ Summit als „analog sozialisierte“ Bürgerin und Abonnentin einer Tageszeitung („Print wohlgemerkt“) zu outen.

Dem Autor dieser Zeilen, Jahrgang 1962, geht es nicht viel anders als Frau Grütters, ebenfalls Jahrgang 1962. Bei der morgendlichen Anfahrt in der U-Bahn von Charlottenburg nach Berlin-Mitte muss er den Tages-Spiegel allerdings nach drei Stationen wieder einpacken, weil das Berliner Format nicht mehr neben die vielen Mobiles und Tablets passt und die vernichtenden Blicke der Nachbarn („aus welcher Zeit bist du denn gefallen?“) vielsagend sind. Sei’s dum! Was mehr denn je gilt – siehe oben: Pressefreiheit ist eines der höchsten Güter unserer Demokratie.

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