Nettetal, Venlo, Berlin, Stockholm – letzteres sollte die vierte Etappe unserer schönen Tournee in Sachen Halbmarathon sein, die wir seit einer Dekade einmal im Jahr pflegen. Doch nach dem terroristischen Anschlag in der schwedischen Hauptstadt stockt meiner Frau und mir erst mal der Atem. Bereits vor einigen Tagen in Berlin sind wir zwar mit Lust und Laune durchs Brandenburger Tor gejoggt. Aber – das gebe ich zu – manch banger Blick ging nach links, nach rechts, nach oben, … Die Amokfahrt des Anis Amri an der Gedächtniskirche ist schließlich noch keine vier Monate her. Seit Boston 2013 wissen wir, dass Verrückte auch Lauf-Events für ihre perfiden Weltanschauungen missbrauchen und Sprengsätze in Rücksäcken explodieren lassen.

Klar, „Jetzt erst recht!“ muss das Ausrufezeichen lauten. Ich gehe weiter mit 53.000 Menschen ins Fußballstadion, bewege mich mit 35.000 Läufern durch Berlin, besuche das Oktoberfest in München wie das Frühlingsfest in meiner Stadt. Aber mussten wir vor zwei Jahren in Israel nicht unseren Sommerurlaub jäh abbrechen, weil uns am Strand von Tel Aviv aus Gaza Bomben entgegenkamen? Wurde unsere Tochter kurz vor Weihnachten 2016 während ihres Work & Travel-Aufenthaltes in Australien nicht zufällig Zeugin des vereitelten Anschlags in Melbourne?

Und zu alledem noch ein Unzurechnungsfähiger im Weißen Haus. Wie meinte unser mittlerer Sohn am 9. November 2016: „Meint ihr, dass es jetzt Krieg gibt?“ Wir hoffen nicht! Die passende Antwort auf diese Welt, die aus den Fugen zu geraten droht, hat unser ältester Sohn parat: Er schenkt uns mit seiner Frau in drei Wochen ein Enkelkind.

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